Wie halte ich mich im Ausland auf, ohne dass es mein Geschäftspartner merkt? | Update 2019


Oder: Am Homeofficetag ab auf die Finca nach Spanien und keiner bekommt es mit? Aber was ist, wenn jemand anruft? Sieht oder hört der Anrufer nicht, dass man im Ausland ist?


Bali 2018 - einer der entspanntesten Orte für eine Workation


Gründe gibt es viele, warum man nicht möchte, dass andere von einem Aufenthalt im Ausland erfahren. Für Digitale Nomaden ist es am Anfang meist einfacher, wenn es die Geschäftspartner erst einmal noch nicht mitbekommen, dass man gar nicht in Berlin ist, sondern in Bali. Aber auch für Selbständige und Angestellte eröffnet das Internet ungeahnte Möglichkeiten. Warum denn eigentlich den Home Office Tag zu Hause verbringen, wenn man auch ein paar Tage an die Nordsee oder nach Mallorca fahren könnte? Längst ist der Begriff Workation in aller Munde - also Urlaub um zu arbeiten, nur eben an einem entspannteren und angenehmeren Ort. In der Theorie ist das super, man muss allerdings paar technische Vorbereitungen treffen - vor allen, wenn niemand mitbekommen soll, wo man sich wirklich aufhält!

Aber wie stellt man das an?

Sobald man das Land verlässt und angerufen wird, weiß Anrufer durch den fremden Klingelton sofort, dass Ihr Euch aktuell woanders aufhaltet. Noch schlimmer, wenn Ihr gerade kein Netz habt - dann bekommt der Anrufer die ausländische Ansage zu hören, dass Ihr aktuell nicht erreichbar seid.

Was, wenn Ihr spontan einen Vertrag oder Dokument unterschreiben und verschicken müsst? Fraglich, ob es gut aussieht, wenn die Businesspost thailändische Absenderpoststempel aufweist und 2 Wochen benötigt, bis sie ankommt.

Noch schlimmer wird es, wenn Geschäftspartner anstatt digitaler Rechnungen nur Rechnungen per Briefpost verschicken…



Nomaden Hack #1 – Erreichbarkeit per Mobiltelefon auf der deutschen Nummer im Ausland

Es hat mich einige Zeit und Versuche gekostet, hier eine Lösung zu finden. Dabei ist sie (wie so oft) so naheliegend. Das Problem ist die Weiterleitung des Anrufes in das fremde ausländische Netz. Das verräterische ausländische Tuten oder sogar Systemansagen verraten Deinen Aufenthaltsort sofort - sprich der Anrufer bekommt mit, dass man im Ausland ist. Einzige Möglichkeit dies zu umgehen, ist eine Rufweiterleitung - und hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass es zwei verschiedene Arten gibt.

1. Bedingte Rufumleitungen:

Hier geht der Anruf auf dem Handy ein und erst dann greift die Rufumleitung. Typisch zum Beispiel für die Mailbox oder wenn besetzt ist. Hält man sich im Ausland auf, entstehen also Kosten, da der Anruf erst ins Ausland und dann zurück nach Deutschland geht. Hier wechselt außerdem der Rufton, so dass der Anrufer weiß, dass Ihr im Ausland seid. Also keine Option!

2. Generelle Rufumleitung:

Das ist die Lösung. Die generelle Rufumleitung wird direkt beim Provider (z.B. Telekom, Vodafone, O2) hinterlegt. Anstatt den eingehenden Anruf an Euer Mobiltelefon weiterzuleiten, leitet der Provider den Anruf an eine voreingestellte Nummer Euer Wahl weiter. Wichtig ist: diese Umleitung muss gesetzt werden, BEVOR Ihr Euch mit Eurem Mobiltelefon im Ausland befindet! Die Schaltung der Umleitung erfolgt über allgemeingültige GSM Codes (gültig für alle deutschen Netzbetreiber) und funktioniert nur in Deutschland:

Automatische Rufumleitung setzen: **21*Zielrufnummer# Wählen
Automatische Rufumleitung deaktivieren: ##21# wählen

Die Weiterleitung schaltet Ihr auf eine deutsche Sprachmailbox. Entweder eine existierende Festnetznummer, für die Ihr Mailboxnachrichten Online abhören könnt oder einen darauf spezialisierten Dienst in der Cloud. Meine klare Empfehlung ist hier der Anbieter Sipgate mit dem Produkt Basic, bei dem Ihr eine kostenlose eigene deutsche Festnetznummer erhaltet, die Ihr für die Weiterleitung verwendet. Nehmt eine Mailboxansage im Stil einer Mobilmailboxansage am Computer auf und ladet Sie im Backend hoch. Geht nun ein Anruf ein und der Anrufer hinterlässt eine Nachricht, erhaltet Ihr eine Abschrift der Nachricht und die Audiodatei per Email! Und das Beste: SMS gehen bei dieser Weiterleitungsart weiterhin durch. Achtung: durch den weitergeleiteten Anruf vom der Mobilnummer zur Mailbox können Kosten entstehen, wenn Ihr keine Flatrate habt! Sollten ihr also eine Prepaid SIM verwenden (so wie ich), immer darauf achten, dass der Account Guthaben hat.



Nomaden Hack#2 – Mobile SIM Karte

Scheint naheliegend zu sein, dennoch sehe ich immer wieder Urlauber, Digitale Nomaden und Businessreisende, die diesen einfachen Trick einfach nicht berücksichtigen.

Guckt z.B. auf Nomadlist (top recherchiertes Infotool für Digitale Nomaden) nach, welcher ausländische SIM Provider für Euren Aufenthaltsort empfohlen wird. Ort eingeben, unter dem Reiter Infos findet Ihr den „Best telecom carrier“.  Ob das wirklich der Beste ist, ist völlig egal. Die Website ist gut recherchiert, spart Euch Eure Zeit für wichtigere Dinge und übernehmt die Empfehlung einfach. Haltet Euch allgemein nur an Orten auf, an denen Ihr entweder auf zuverlässiges WLAN oder im Optimalfall auf schnelles Mobilnetz zurückgreifen könnt. Auch diese Recherchearbeit hat auch die Website Nomadlist bereits abgenommen.



Nomaden Hack #3 – Ausgehende Anrufe

Und wie ruft Ihr jemanden jetzt zurück? Easy. Skype Konto erstellen, mit Guthaben aufladen, die deutsche Rufnummer als Caller ID registrieren und ab sofort per Skype kostenpflichtig (wenige Cent die Minute) weltweit telefonieren – mit deutscher Nummer als Absenderrufnummer. Man kann auch mehrere Nummern registrieren und vor jedem ausgehenden Anruf die entsprechende Caller ID wählen, die der Angerufene sehen soll. Auf diese Weise verfüge ich über Rufnummern weltweit, auf die ich jederzeit günstig zugreifen kann. Das Beste: Anrufe sind auch über die Skype Smartphone App möglich, stellt nur sicher, dass Ihr eine lokale ausländische SIM Karte mit genügend mobilem 4G Datenvolumen verwendet.
Alternativ könnt Ihr auch eine sogenannte Softphone App verwenden (z.B. Zoiper oder Linphone). Hiermit lassen sich Anrufe tätigen und entgegennehmen mit jeder Rufnummer, die ihr dafür vorher autorisiert habt. Die Einrichtung ist allerdings ein wenig komplexer, meist ist die Skype Variante einfacher und qualitativ gut genug.



Nomaden Hack #4 – Postscan Service nutzen

Ihr könnt natürlich Eure Post von Verwandten oder Freunden öffnen und scannen lassen, die werden aber relativ schnell genervt sein und Ihr habt sämtliche Post als lieblos aufgenommene und verwackelte Fotos im WhatsApp gespeichert - eher suboptimal. Besser ist es, einen Post Scan Service zu nutzen.

Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, die ich für Euch getestet und die Services genau durchleuchtet habe.  Hier geht es zu meinem kompletten Test der besten Post Scan Anbieter.

Der klare Sieger des Tests war  Caya. Dieser Postscan Service überzeugt nicht nur mit einer übersichtlicher Preisstruktur, sondern auch mit einem aufgeräumten Backend und intuitiver Bedienung. Ich Nutze Caya mittlerweile selbst für mehrere Adressen und bin von der guten Usability überzeugt und begeistert. Die Einrichtung geht schnell, ist einfach und selbst die Einrichtung der Postweiterleitung ist während des Anmeldeprozesses möglich. Geht Briefpost ein, wird sie geöffnet, gescannt und Ihre werdet per Push Notification bzw. Email darüber informiert und könnt dann die digitale Post bearbeiten, ablegen, löschen, Originale anfordern oder archivieren. Auch eine Volltextsuche ist möglich, um Dokumente einfach wiederzufinden. Selbst das Bezahlen von Rechnungen direkt aus dem Backend ist möglich, wer das möchte.

Aufgeräumtes Design,  Volltextsuche & Einfache Bedienung - Das Backend überzeugt

  • Erfassung der Briefe: bisher 100%
  • Scan Flat: ja
  • Backend: aufgeräumt und intuitiv
  • Smartphone App: ja
  • Sprachen: Englisch & Deutsch
  • Preis: ab 2,99€ im Monat, je nach gewünschtem Service Level zzgl. jährliche Kosten von 27€ für die Postweiterleitung


Von der Deutschen Post gibt es dann zusätzlich den einen online Service zum Versenden von Post:





Nomaden Hack #5 – Dokumente unterzeichnen und auf Post antworten

Was aber, wenn Ihr mal ein Dokument unterschrieben zurücksenden müßt? Den Part finde ich am lustigsten, denn die Lösung ist keine neue und coole Anwendung in der Cloud sondern eine furchtbar veraltete Technologie: FAX!

Per Gesetz gilt eine gefaxte Unterschrift als Unterschrift, im Gegensatz zu digitalen Unterschriften z.B. in Emails. Ihr müsst also lediglich eine Möglichkeit finden, das gewünschte Dokument auszudrucken, zu unterschreiben und zu Scannen. Der Scanvorgang ist auch per Smartphone möglich (z.B. mit der kostenlosen App Tiny Scanner), den Scan schickt Ihr Euch per Email und faxt Ihn dann. Ihr verwendet natürlich kein lokales Faxgerät mit verräterischer ausländischer Nummer, sondern einen Faxdienst in der Cloud. Ich verwendet dafür Placetel (www.placetel.de) – dort habe ich mir für 1,99€ im Monat dauerhaft eine Faxnummer eingerichtet und kann  bequem über das einfach zu bedienende Backend Faxe empfangen und senden. 



Nomaden Hack #6 – Banking

Das ist der einfachste Part – mobiles Banking und Internetbanking sollte jedem ein Begriff sein. Ich verwende das SMS TAN Verfahren, da trotz Rufweiterleitung die SMS weiterhin ins Ausland durchgehen, bin ich bezüglich Überweisungen voll geschäftsfähig. Das einzig nervige ist das ständige Wechseln der SIM Card, da Ihr ja aus Kostengründen eine lokale SIM Karte verwendet, die Euch mit günstigen mobilen Datenvolumen versorgt. Bei Smartphones mit digitaler Dualsim Funktion (z.B. alle neuen iPhone Modelle) läßt sich das einfach umgehen, indem die deutsche Simkarte einfach als Digitale Simkarte eingerichtet wird und damit immer verfügbar ist im Telefon.



Nomaden Hack #7 – An Meetings teilnehmen

Per Skype in die Konferenz und per Teamviewer die Bildschirmansicht teilen ist mittlerweile eigentlich Gang und Gäbe. Manchmal sind persönliche Meetings sinnvoll und unvermeidbar, aber in den meisten Fällen solltet Ihr einfach wie selbstverständlich Skype vorschlagen mit dem Hinweis auf die Zeitersparnis für alle Beteiligten.

Achtung: testet die Technik vorher! Vor allem Teamviewer erfordert manchmal ein paar Minuten Set-Up Zeit und verschiedene Versionen sind untereinander nicht kompatibel, weshalb mittlerweile immer weniger Meetings damit stattfinden. Edit 2019: häufiger wird auf Grund der einfachen Nutzbarkeit mittlerweile Google Meet verwendet bzw. im Corporate Business ist Zoom (kostenpflichtig) der Standard.



Nomaden Hack #8 - VPN

Ihr wollte Eure IP Adresse vor Serviceanbietern/ Arbeitgebern/ Kunden im Internet verschleiern? Zur Erklärung: Die IP Adresse ist wie eine normale Adresse. Loggt Ihr Euch von Thailand in einen Service ein oder surft auf einer Website, dann kann der Betreiber dieser Website Eure IP Adresse und damit Euren Standort sehen. VPN heißt da das Schlüsselwort. Ein VPN ist praktisch ein Tunnel an einen anderen Standort, der dann als Euer Standort nach außen hin erscheint. Ich habe schon diverse VPNs getestet und nutze seit langem nur noch Express VPN. Ein weiterer guter Anbieter ist Nord VPN. 

Zusätzlich habe ich über meinen Synology Server mit dem ich ständig in Echtzeit alle Businessdaten als Backup speichere einen VPN mit deutscher IP eingerichtet.



Fazit

Wie Ihr seht, es st definitiv möglich. Niemand muss wissen, wo Ihr Euch gerade aufhaltet. Aber in den allermeisten Fällen erzähle ich meinen Geschäftspartnern nach einiger Zeit von meinem Aufenthaltsort und die Resonanz ist immer äußerst positiv gepaart mit einer Faszination von den Möglichkeiten, die uns das Internet eröffnet!

Und ist das Ganze Legal? Ein klares Ja! Ihr weicht bei Eurer Kommunikation auf legale Methoden aus, die für Euch digital und ortsunabhängig verfügbar sind, die aber jeder andere in Deutschland auch nutzen könnte oder schon tut.


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