Ein typischer Tag als Digitaler Nomade in Chiang Mai


Wer hätte das gedacht, dass ich mich mal eines Tages von der Sonne anstatt von meinem Wecker aus dem Schlaf holen lassen würde? Aber das ist mittlerweile mein Alltag. Das wunderschöne an der Selbständigkeit ist eben die Freiheit. Gepaart mit einer praktischen Zeitverschiebung von 6h nach Deutschland und 11-14h in die USA lässt mir das massiv zeitlichen Vorsprung zu meinen Kunden und Geschäftspartnern. Von der berühmten "Tim Ferris 4 Stunden Woche" bin ich allerdings weit entfernt. Unterm Strich arbeite ich mehr als früher, nur dass ich eben dann arbeite, wann ich effizient arbeiten kann und nicht dann, wenn mir jemand sagt, dass ich effizient sein soll.


Wenn man 80h die Woche für sich selbst arbeitet, fühlt sich das an wie 40h. Wenn man 40h die Woche für jemand anderes arbeitet, fühlt sich das an wie 80h.


Meistens werde ich also wach von der Sonne. Oder von den Gekkos. So genau weiß ich das nicht, jedenfalls bin ich meistens ziemlich ausgeschlafen. Nach dem obligatorischen Facebook und Email Check auf dem Smartphone geht es dann meistens relativ zügig Richtung Büro. Auf dem Weg dahin bieten sich mir unzählige Möglichkeiten für ein Frühstück an, das sieht dann meistens so aus:

Von links oben nach rechts unten: Kao Mun Gai, Kao Pad Gai, Gra Pao Gai Kluuk und "absolut keine Ahnung, was das war"

Ich werde immer gefragt, ob ich deutsches Frühstück oder Essen im Allgemeinen nicht vermisse. Ich kann dazu wirklich nur sagen: ich versteh die Frage nicht! Kao Pad Gai, also gebratener Reis mit Hühnchen und Ei ist für mich der perfekte Start in den Tag für umgerechnet 90 Cent inkl. Suppe und Wasser. Traditionell isst man in Thailand zum Frühstück eher weniger scharfe Speisen, teilweise auch Thai Omelette. Grundsätzlich wird aber jede Mahlzeit warm gegessen. Ich esse ausschließlich dort, wo die Locals essen - das ist nicht nur günstiger sondern auch besser und interessante und jedes Mal eine Geschmacksexplosion. Wenn ich wollte, könnte ich natürlich auch Farang Food essen (Farang = Thai für Westler), aber Thai Food ist eben spannender und gesünder.


Ein von Sebastian Wolff (@wanderseb) gepostetes Foto am

 

Mein Büro im Paradies

Frisch gestärkt geht es ins Büro - mit Büro meine ich Coworking Space. Viele Digitale Nomaden arbeiten zwar von Cafes und Coffeeshops aus, ich bin aber effizienter, wenn ich eine gewohnte Umgebung habe, die mich weniger ablenkt. Jeden Morgen erwartet mich dieser wunderschöne Anblick:

Punspace Nimman Coworking Space in Chiang Mai

Im Punspace trifft sich die digitale und ortsunabhängige Community, es herrscht ein täglich Ein- und Aus von Entrepreneurs, Freelancern und Consultants mit inspirierenden Hintergründen und Geschichten. Es ist unglaublich einfach, sich in kürzester Zeit ein riesiges Netzwerk aufzubauen und Kontakte zu anderen Nomaden aus aller Welt zu knüpfen.


Perfektes Internet (schneller als in Frankfurt und New York), 24/7 Access für den hin und wieder vorkommenden nächtlichen Arbeitsmarathon und kostenlose Heißgetränke und Snacks machen Punspace zum perfekten Ort zum location independent Arbeiten.


Lunch im Paradies

Thai Eistee (Cha Yen) Straßenstand
Die kulinarischen Optionen sind zwar scheinbar unbegrenzt, wenn man jedoch alle drei täglichen Mahlzeiten auswärts isst, verliert auch das schnell seinen Reiz. First World Problems halt. Eine schnelle und einfache Mahlzeit zwischendurch gewinnt an Stellenwert - das ist dann der einzige Moment, an dem ich mir hin und wieder einen ordentlichen Bäcker mit deftig belegten Brötchen herbeiwünsche. Die von mir gewählte Alternative ist dann meistens frisch geschnittene lokal gewachsenen Tropenfrüchte und Erdnüsse. Gesünder geht es kaum. Und wenn man schon so gesund isst, kann man sich wenigstens einen der typisch lokalen Chaa Yen Tees gönnen - das ist im Grunde schwarzer Tee mit Kondensmilch und Zuckersirup auf Eis. Leider geil. Könnte man zwar auch "mai waan", also ungesüßt bestellen, aber wenn dann richtig!

Den restlichen Tag verbringe ich meistens wieder im Punspace. Interessanterweise werden die meisten Nomaden das gleiche berichten: bei völliger Freiheit zu entscheiden, wann man und wo man arbeitet, stellt sich dennoch ein recht überraschend langweiliger täglicher Arbeitsrhythmus ein - bei mir meist von 10 bis 20 Uhr. Aber dennoch:

Freiheit ist, sagen zu können "nope - heute mal nicht"
Freiheit ist, zwischendurch spontan die Mittagspause mit anderen Nomaden auf mehrere Stunden auszudehnen
Freiheit ist, die tägliche Sportsession spontan in die Mitte des Tageslegen zu können
Freiheit ist, dann zu arbeiten, wann man fit ist
Freiheit ist, in Flip Flops und kurzer Hose im Sonnenschein auf dem Roller ins Büro zu fahren
Freiheit ist, zu wissen, dass man jederzeit aufbrechen kann zum nächsten Ort, wenn man möchte

Es gibt Tage, da bin ich bereits um 9 im Büro, aber es gibt auch Tage, an denen lasse ich mich nicht vor 14 Uhr blicken. An Wochenenden lege ich meistens einen langsameren Gang ein, nehme den Laptop mit an einen der zahlreichen Hotelpools oder in ein nettes Café - und wenn ich am Ende des Tages unproduktiv war, macht das eigentlich auch nichts.


Sport ist alles

Wer im Kopf fit sein und Höchstleistung bringen möchte, der muss sich sportlich betätigen. Ist kein Geheimnis, hat für mich in meinem alten Leben voller extern bestimmter Regeln, sinnloser Arbeitszeiten und künstlich generiertem Stress aber nicht immer funktioniert, wie geplant. Zu groß die Gefahr, in dem täglichen Hamsterrad aus Sinnlosigkeit und Herdenverhalten die Motivation und Kraft zu verlieren. Wer täglich 2h Zeit im Auto oder in der Bahn verbringt, im Stau steht, zu Terminen hastet, sich Mittags vitaminloses Fertigessen aus dem Kühlregal gönnt, den Tag nur mit viel Kaffee und der Aussicht auf den Feierabend übersteht, kann rein physiologisch betrachtet gar nicht dauerhaft auf Höchstniveau funktionieren. Vor allem künstlicher Stress durch chaotische und unproduktive Strukturen in Unternehmen generieren ein dauerhaftes Stresslevel, das unserem Immunsystem wenig Spielraum gibt.

Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Stress habe ich natürlich auch - es kann Zeitdruck entstehen, Kunden sind manchmal nervig und Geschäftspartner noch nerviger. Aber ich kann es Ihnen nicht verübeln, ich bin eben ihr Ventil für ihren eigene tägliche Hamsterrad Wahnsinn. 

After run Selfie. Knallrot und nass nach
8km bei 30 Grad - wie es sich gehört!
Sport hat also einen großen Stellenwert für mich. Es gibt eine große Anzahl an lokaler Fitness Studios, wie überall in Thailand muss man sich hier keinesfalls auf monatelange Verträge einlassen, pay-as-you-go ist allgegenwärtig und Standard. Gratis dazu gibt's einen 90er Jahre Charme im Fitness Studio und je nach Uhrzeit thailandisches angehauchte EDM Musik. Nun gut.

Eine kleinerer Herausforderung hingegen ist es, Joggen zu gehen. Gute Laufstrecken sind rar, meist bleibt es bei Asphalt Jogging. Hinzu kommen die Temperatur, die je nach Jahreszeit auch nachts noch 30 Grad erreichen kann und der staubige Schmutz von der Straße, die dem Joggingerlebnis einen interessanten Charme verleihen. Aber hey - no challange, no fun!

Abendprogramm - alleine im Paradies oder doch ständig unter Leuten?

Nach dem Sport ist passend zur Uhrzeit Abendessen und Refill angesagt. Meist trifft man sich mit anderen Nomaden oder Locals zum Essen, das darf dann auch schon einmal etwas ausgedehnter sein. Meist endet man abends in den etwas besseren Restaurants, da kann man auch schnell schon mal bis zu 5 Euro pro Person verprassen für mehrere Teller köstlicher thailändischer Spezialitäten inkl. Getränke.

Alternativ bieten sich unzählige Möglichkeiten, was man tun kann. Einstündige Thai Massagen gibt es ab 3 Euro, die Nachtmärkte bieten Optionen zum Bummeln, schauen und Produkte entdecken oder man versackt einfach in einer der unzähligen Bars, die es vor allem rund um die Nimmanhaemin Area in Chiang Mai gibt. Je näher das Wochenende rückt, desto höher wird dann auch die Chance, dass man nach der Bar dann doch in der Touri Clublandschaft "Yellow in Zoe's" landet. Das sind dann die einzigen Momente, in denen man auf sonnenverbrannte, ungeduschte Rucksackurlauber trifft, die man sonst ganz gerne meidet.

Grundsätzlich ist aber immer etwas los. Neben Nomaden Meetups mit Präsentationen zu den verschiedensten Business Themen zum Lernen und Networken (Nomad Coffee Club) hat ständig irgendjemand Geburtstag, ständig trifft man sich in größeren Gruppen um jemanden zu verabschieden oder nach Abwehsenheit wieder willkommen zu heißen. Die Tatsache, dass jeder in der gleichen Situation ist, alleine in einem fremden Land zu sein, Familie und langjährige Freunde zu Hause gelassen zu haben, verursacht eine erfrischende Offenheit und schafft eine Basis für intensive und einfach entstehende neue Kontakte. Die gesamte Community ist eine unglaublich interessante und bewegliche dynamische Einheit, es kommen viele neue Gesichter dazu, und es gehen auch viele wieder. Aber über die Zeit bildet sich eine Art fester Kern, man verbringt Zeit zusammen, verreist zusammen, sieht sich ein paar Monate nicht und trifft sich dann wieder. Obwohl ich mit diesem Lebensstil im Grunde erst Anfang des Jahres begonnen habe, habe ich jetzt schon Freunde und Bekannte in allen Nomaden Hotspots verteilt über den gesamten Globus und ich freue mich, jeden einzelnen irgendwann und irgendwo wiederzusehen.


Urlaub als Nomade - oder ist der Lifestyle schon Urlaub genug?

Das tolle an diesem Lifestyle ist die Tatsache, dass man eigentlich keinen Urlaub vom Job benötigt. Das tägliche Leben ist erfüllend, abwechslungsreich und wenig deprimierend oder stressig. Aber wenn an die schönsten Orte der Welt, die traumhaftesten Strände und die atemberaubendsten Naturlandschaften nur wenige Stunden mit dem Roller oder einen 30€ Flug entfernt sind, lässt man sich dennoch schnell motiveren, zum Abschalten einen Wochenendtrip zu machen.

Weekend Trip in den Norden Thailands nach Pai


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Hinweis

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2 Kommentare:

  1. Tip Top! Mal abgesehen vom Internet Speed im Punspace. Da konnte ich nichtmal meine porn Sammlung up2date halten :)
    Wir sind übrigens täglich einmal um die Altstadt gejoggt. Es ist stressig, ja, aber man gewöhnt sich dran. Auf der Moat Innenbahn ist der Bürgersteig viel breiter, da geht es.
    Und, was ich noch hinzufügen kann, was bei uns auch zum Alltag gehörte, Khun Kae's Smoothie bar. Bombe der Laden, den vermissen wir jeden Tag! Wifi ist auch am Start!

    Lg aus Litauen (bald wieder SEA) :)

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    1. Haha - Danke Dir, mein Lieber! Bist Du schon auf HD umgestiegen bei Deiner Sammlung? ;) Gut, zum Beipsiel mit Vietnam kann Chiang Mai vom Internet Speed nicht mithalten, stimmt schon. Grundsätzlich aber schon tip top und tatsächlich effektiv schneller als mein Unitymedia Anschluss in Frankfurt. :D Seht zu, dass Ihr wieder her kommt! Die beste Jahreszeit steht gerde erst vor der Tür! :) Liebe Grüße

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