Wildcampen im alten VW Bus an der spanischen Atlantikküste


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Es war mittlerweile 18 Uhr, der Moter des alten VW Busses röhrte bei jedem Gangwechsel, die staubige Lehmstraße in Richtung Küste wurde immer enger. Wir waren nicht sicher, ob es eine gute Idee war, diese Steinpiste den Hügel hoch zu wählen. Aber rückwärts mit der alten Kiste wieder zurück, entlang an Schlaglöchern und rutschigen Steinen in Felsbrockengröße? Nein, besser Augen zu und durch. Weiter oben gibt es bestimmt eine Gelegenheit zu wenden, dachten wir.

Aber was taten wir dort?

Wir hatten uns in der Zeit verschätzt, auf einmal war es ganz schön spät und wir hatten immer noch keinen Schlafplatz für die Nacht. Aber unser letzter Schlafplatz war einfach zu traumhaft, eine einsame kleine Bucht direkt am Wasser…da wollten wir so lange bleiben, wie möglich. Leider hatte uns die Policia dort beim wildcampen erwischt, zurück ging also nicht.

Fernab von auf Google verzeichneten Straßen fuhren wir also hungrig die Küste entlang auf der Suche nach einem abgeschiedenen Platz, wo wir unseren alten VW Bus über Nacht parken könnten.

So vergingen Stunden, wir zogen von Ort zu Ort, fuhren von einer Bucht zur nächsten. Und schließlich wurde unsere Mühe belohnt, hinter einer wilden Hecke tat sich ein Schotterweg auf, bis an das Ende einer riesigen saftigen Wiese direkt auf eine Klippe einer Halbinsel am Meer gelegen.



Zum Glück hatten wir tagsüber an einer öffentlichen Dusche geduscht – hier würde es nämlich erst einmal keine Gelegenheit auf frisches Wasser geben…

Im alten VW Bus ohne Strom und Wasser die spanische Küste entlang - Warum?

Das war eher Zufall. Wir surfen ja noch nicht einmal. Aber auf der Suche nach einem etwas anderen Urlaub und auf der Suche nach einem „coolen“ Mietwagen stieß ich auf das Angebot von ein paar Berlinern, die sich in Santander (Spanien) mit dem Verleih von selbstumgebauten alten VW Bussen das Entkommen aus dem 9-to-5 Hamsterrad realisiert haben. Unter www.surf-cars.com bieten sie einen Service, der weniger als perfekt durchorganisierter Mietwagenverleih zu verstehen ist, sondern vielmehr als „Freunde leihen Freunden einen Bulli“-Service.

Selbst kochen läßt sich in den Bullis auch

Und genau so war es auch. Wenige SMS und ein kurzer Anruf später war der T3 gebucht und eine Anzahlung geliestet. 3 Wochen später wurden wir in Santander abgeholt und dann mit allerlei Zeug ausgestattet, das auf der Reise nützlich werden könnte: von Besteck und Geschirr, über Streichhölzer bis Klopapier und Gewürze/Öl/Dosenfutter der Vormieter war alles mit dabei.





Die Surf Cars

Der alte VW T3 Bulli war eine cooles Gefährt. Ohne Frage gibt es komfortablere Wohnwagen, neuere Busse oder schickere Einrichtung. Aber das kann ja jeder. Die alten Bullis haben Stil, und der Komfort beschränkt sich auf das Nötigste. Trotzdem lässt sich in Ihnen erstaunlich gut schlafen, die Liegefläche ist groß genug und Stauraum gibt es mehr als genug.




Die Reiseroute

Die Reise beginnt in jedem Fall in Santander, wenn ihr Euch für ein Surf Car in Spanien entscheidet. Zur Wahl steht sonst auch noch Portugal. Kontaktiert VOR der Flugbuchung in jedem Fall surf-cars.com um zu prüfen, wo noch ein Bulli frei ist.

Santander bietet nicht viel, wenn es nicht aus Koordinationsgründen sein muss, vermeidet einen zu langen layover dort. Die Jungs und Mädels von Surfcars werden Euch viele Tipps zur Reiseroute geben – aber der wichtigste ist: einfach an der Küste entlang, der Weg ist das Ziel.




Duschen & Toiletten

Haltet einfach nach öffentlichen Stränden Ausschau, da sind fast immer Duschen. Anfangs ist es noch etwas gewöhnungsbedürftig, vor Publikum in Badehose am Strand an der Dusche das Shampoo auszupacken, aber daran gewöhnt man sich in Hinblick auf das herrlich erfrischende Wasser schnell.

Im Landesinneren gibt es auch einige Seen – ob man dort baden darf konnten wir nicht herausfinden, haben aber es aber dennoch gemacht.

Toiletten findet Ihr auch an den meisten Stränden und in Restaurants sowieso. Ansonsten spricht auch nichts dagegen, es unseren Vorfahren gleich zu tun: im Freien scheißt es sich doch immer noch am schönsten!




Schlafplätze

Wildcampen ist in Spanien nicht erlaubt, es macht aber trotzdem jeder. Wenn man erwischt wird, einfach nett sein und später weiterfahren. Die Surfcars Leute klären Euch aber diesbezüglich noch genau auf. Am besten sucht Ihr immer nach einem Schlafplatz, der von den Hauptstraßen nicht einsehbar ist. Dann bemerkt auch nachts niemand das Licht in Eurem Bulli von weitem und kann Euch vertreiben.

Wer möchte, kann mit offener Hecklappe mit Blick auf das Wasser schlafen. Es gibt nichts schöneres, als von der Brandung und der frischen Seeluft wach zu werden.




Tipps & Tricks

  • SIM Karte: Wir hatten unser iPad dabei, das wir mit einer spanischen Vodafone prepaid Sim Karte versehen haben. 2GB mobiles Datenvolumen waren eine gute Basis für die Navigation per Google Maps bzw. Spot und Restaurantsuchen per Tripadvisor.
  • Zum Laden von iPad und Co kauft Euch einen Ladeadapter für den Zigarettenanzünder (gibt's hier) (Achtet auf 2 Ausgänge und die Möglichkeit mit 2A zu laden, wichtig für Tablets & nicht Apple Gerät!)
  • Weniger ist mehr: nehmt so wenig mit, wie möglich. Ihr braucht ein paar T-Shirts, zwei Badehosen/-anzüge, einen dicken Pulli, eine Lange Hose und etwas Unterwäsche, Sonnencreme, Shampoo, Zahnbürste und Zahnpasta. Sonst nicht viel.
  • Schlafsäcke: könnt Ihr Euch bei Surfcars leihen, wir hatten noch einen zusätzlich dabei
  • Kopfkissen: wir hatten zwei 2,49€ Ikea Kopfkissen dabei, die wir später einfach dort gelassen haben
  • Musik: denkt an Roadtrip Musik! Am besten in Form von CD’s/mp3 CD‘s
  • Handtücher
  • Spanisch: legt Euch ein paar Standardsätze zurecht und nehmt ein kleinesWörterbuch im Taschenformat mit (oder nutzt eine Smartphone App). Englisch ist dort nicht Standard und Deutsch noch weniger.
  • Kühlschrank: Die Bullis haben gasbetriebene Kühlschränke. Die Flamme geht vor allem bei der Fahrt oder an windigen Plätzen schnell aus, deshalb haben wir alle zwei Tage im Supermarkt eine Tüte Eiswürfel gekauft, doppelt in Einkaufstüte eingewickelt (zum Schmelzwasser Auffangen) und unten in den Kühlschrank gelegt. Fragt im Supermarkt nach „cubitos de hielo“.  
 

Kosten

Bedingt durch den Mietpreis für den Bulli, den sehr spät gebuchten Flügen, ein paar Restaurantbesuchen und kiloweise verspeistem Manchego Käse und Serrano Schinken war der Urlaub mit 800€ pro Person etwas teurer als gedacht – aber dennoch jeden Cent wert. Mit ein wenig besserer Planung und mehr Zurückhaltung bei den täglichen Ausgaben kann man aber so auch einen günstigen Urlaub haben. Kosten:
  • Bulli (www.surf-cars.com): 65€/Tag (Nebensaison)
  • Übernachtung 1. Nacht AirBnB in Santander: 45€
  • Flüge: 130€/ Person (Ryanair: Frankfurt-Santander)
  • Benzin: 120€
  • Restaurantbesuche: 160€
  • Verpflegung: 200€
  • Sonstiges: 8€


Fazit

Eine tolle Reiseoption, für Surfer und auch nicht-Surfer. Nichts für Pauschalurlauber – aber die werden sich vermutlich ohnehin nicht auf diesem Blog tummeln ;)







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